Warum manche Lösungsmittel in Edibles nichts verloren haben
Nicht die Lösung: DMSO, Isopropanol oder Petrolether
Wenn man Cannabis extrahiert, geht es immer darum, Wirkstoffe wie THC oder CBD aus der Pflanze herauszulösen. Doch womit man extrahiert, macht einen riesigen Unterschied – besonders wenn das Extrakt am Ende gegessen oder als Medizin eingenommen wird. In diesem Beitrag zeigen wir, welche Lösungsmittel zwar immer wieder genannt werden, aber hoch problematisch sind und was beim Do-it-yourself unbedingt zu beachten ist.
1. DMSO (Dimethylsulfoxid)
Ursprünglich stammt DMSO aus der Holzindustrie, wurde aber später in Medizin und Tierpflege eingesetzt, etwa in Pferdesalben. Seine besondere Eigenschaft: Es durchdringt Haut, Schleimhäute und Zellmembranen extrem schnell – und transportiert dabei alles, was in der Lösung enthalten ist, direkt ins Blut. Das bedeutet: Auch Schadstoffe, Pestizidrückstände, Bakterien, Lösungsmittel oder Schwermetalle gelangen ungefiltert in den Körper.
DMSO umgeht zentrale Schutzbarrieren wie Haut, Leber, Magen-Darm-System und sogar die Blut-Hirn-Schranke. Was sonst ausgeschieden oder abgebaut würde, ist plötzlich systemisch aktiv. Hinzu kommen starker, unangenehmer Geschmack (knoblauchartig, metallisch) und ein typischer Körpergeruch durch Umbauprodukte wie Dimethylsulfid. Kurz gesagt: DMSO hat in Edibles nichts verloren.
2. Petrolether (auch: Leichtbenzin, Waschbenzin, Reinigungsbenzin)
Petrolether ist ein technisches Lösungsmittel, das aus leichtflüchtigen Kohlenwasserstoffen besteht. Es wird häufig mit hausgemachten Cannabisextrakten in Verbindung gebracht. Dabei handelt es sich um ein Produkt ohne Lebensmittelzulassung. Selbst nach intensivem Verdampfen bleiben oft Rückstände zurück – darunter toxische und potenziell krebserregende Stoffe wie Benzol oder n-Hexan. Diese Rückstände sind unsichtbar und geschmacklos, können aber gesundheitliche Schäden verursachen. Petrolether ist zudem leicht entzündlich und sollte weder im Haushalt noch in der Küche verwendet werden.
3. Naphtha (auch: Naphta, Waschbenzin, Wundbenzin)
Naphtha ist ein naher Verwandter des Petrolethers – chemisch ähnlich aufgebaut und ebenso problematisch. Auch Naphtha ist kein Lebensmittel, sondern ein technisches Lösungsmittel. Viele Rick-Simpson-Oil-Rezepte basieren ursprünglich auf Naphtha, da es Cannabinoide gut löst. Aber: Es enthält häufig Verunreinigungen, kann krebserregende Substanzen wie Benzol enthalten und lässt sich bei Haushaltsbedingungen nicht zuverlässig vollständig verdampfen. Die Rückstände gelangen dann unbemerkt ins Extrakt – und damit in den Körper.
4. Isopropanol (Isopropylalkohol, IPA)
Isopropanol ist günstig, gut verfügbar und wird oft zur Reinigung im Labor oder für Tinkturen verwendet. Doch auch hier gilt: Es handelt sich nicht um ein lebensmitteltaugliches Extraktionsmittel. Rückstände können im Extrakt verbleiben, insbesondere bei großflächiger Anwendung oder wenn kein Vakuum verwendet wird. Im Gegensatz zu Ethanol ist Isopropanol nicht trinkbar und bei oraler Einnahme potenziell toxisch.
Warum das Ausgangsmaterial so wichtig ist
Viele sagen: "Ist mein eigenes Gras, ich weiß, was drin ist." Doch selbst bei Bio-Anbau können Überreste von Neem, Dünger, Schimmel oder Mikroben im Pflanzenmaterial stecken – und bei Lösungsmitteln wie DMSO direkt in den Körper übergehen. In Regionen wie Maine ist bekannt, dass Felder mit Klärschlamm belastet sind. Auch in Deutschland wurde jahrelang Klärschlamm als Dünger eingesetzt. Diese Böden können PFAS, Schwermetalle oder Industriechemikalien enthalten, die die Pflanze aufnimmt und die bei der Extraktion mit herausgelöst werden.
Kommerzielle Pflanzenerden sind nicht automatisch sicher. Nur wenige tragen Bio-Siegel wie Demeter oder Naturland. Viele günstige Erden enthalten Recyclingstoffe, Komposte oder Industrieabfälle mit unklarer Herkunft. Wer für medizinische Zwecke extrahiert, sollte sich nicht allein auf Etiketten verlassen.
Viele Wege führen zum Extrakt
Es gibt viele Wege, Cannabinoide aus der Pflanze zu holen. Doch nicht jeder Weg ist sicher oder sinnvoll, wenn das Ergebnis gegessen oder eingenommen werden soll. Technische Lösungsmittel wie Petrolether, Naphtha, DMSO oder Isopropanol haben in DIY-Edibles nichts verloren. Was man sich ins Glas holt, landet oft auch im Körper – und nicht alles davon ist harmlos.
Die gute Nachricht: Mit etwas Wissen und Sorgfalt kann man auch zu Hause sichere, potente Extrakte herstellen. Und das ganz ohne toxische Rückstände.
Was kann man stattdessen verwenden?
Für die Herstellung sicherer Extrakte empfehlen sich lösungsmittel, die entweder lebensmitteltauglich oder allgemein als sicher gelten:
Trinkalkohol (z. B. Ethanol, Weingeist – möglichst hochprozentig)
Pflanzenöle (z. B. MCT-Öl, Olivenöl, Kokosöl)
Glycerin (für alkoholfreie Tinkturen, begrenzt wirksam)
Diese Mittel sind zwar oft weniger „effizient“ als technische Lösungsmittel, aber dafür sicher – und bei korrekter Anwendung ausreichend potent.
Wie du mit diesen Mitteln sicher extrahierst, erfährst du in unserem kostenlosen E-Book: Edibles selbst gemacht. Eine Anleitung.