Wie viel ist zu viel? Der Sättigungspunkt deiner Infusion
Auch dein Lösungsmittel hat irgendwann die Nase voll. Es schaut sich deine Blüten an und sagt: „Danke, ich bin satt.“ Wenn du an diesem Punkt vorbei dosierst, verschenkst du deine Cannabinoide. In diesem Artikel erklären wir dir, wie du das Maximum aus deinem Cannabis herausholst – ohne deine Küche zu fluten oder deinen Wirkstoff zu verschwenden.
Butter bei die Blüten! Mehr ist nicht immer mehr.
Warum es nicht nur um THC-Gehalt geht
Viele Dosierungsrechner, auch unserer, spucken dir theoretisch stimmige Werte aus – aber sie berücksichtigen nicht, wie viel dein Öl oder Alkohol überhaupt aufnehmen kann. Das Resultat: Du gibst zu viel Blüten in zu wenig Lösungsmittel und verschenkst Wirkstoffe, weil sie physikalisch nicht mehr aufgenommen werden können.
Sättigungspunkte der Lösungsmittel
Je nach Lösungsmittel liegt die ideale Obergrenze für getrocknete Blüten bei:
Öl (MCT, Kokos, Butter): max. 10 g pro 100 ml
Alkohol (95 % Ethanol): max. 15 g pro 100 ml
Glycerin: nur 8–10 g pro 100 ml
Warum?
Je flüssiger das Lösungsmittel, desto mehr Blüten sind sinnvoll. Aber es gilt auch: Je zähflüssiger, desto wichtiger ist regelmäßiges Rühren und genug Platz fürs Lösungsmittel. Glycerin zum Beispiel ist sehr viskos. Ohne Umrühren kommt das Lösungsmittel gar nicht an die Blüten ran. Aber: Je besser der Kontakt zwischen Blüte und Lösungsmittel, desto besser die Extraktion.
Erst decarboxylieren – dann extrahieren
Die Glasmethode. Terpene bleiben im Glas und der Nachbar merkt nix.
Die sogenannten „A-Säuren“ wie THCA oder CBDA sind weniger löslich und instabiler. Sie sind die sauren Vorläufer, aus denen beim Erhitzen THC und CBD entstehen. Wenn du vor der Extraktion nicht decarboxylierst, riskierst du einen Wirkverlust. Am besten klappt das mit der Glas- oder Sous-vide-Methode.
Warum „alles in einem Topf“ keine gute Idee ist
Viele möchten Decarboxylierung und Extraktion kombinieren, um Abwasch zu sparen. Klingt praktisch – ist es aber nicht. Öle haben eine träge Hitzeverteilung. Selbst mit Thermometer ist die Temperaturkontrolle ungenau. Ergebnis: Terpenverlust, mangelhafte Decarboxylierung, unklare Wirkstoffverteilung.
Der unterschätzte Star: Glycerin
Unsere Tinktur enthält pro Dropper nur 1 mg THC.
Zwar ist Glycerin kein Spitzenreiter bei der Extraktionsrate (nur 20–50 %), aber es ergibt eine milde, süße Tinktur – perfekt für sublinguale Einnahme oder unterwegs. Warm verarbeitet, regelmäßig gerührt, kann es eine schöne Alternative sein zu Öl oder Alkohol.
Ein Rechenbeispiel mit Butter
Wie bekommt man THC in die Butter? Reinkratzen!
Angenommen du nimmst 100 g Blüten à 20 % THC. Das sind 20.000 mg THC und du möchtest diese mit nur 100 gr Butter extrahieren.
Butter hat eine Extraktionsrate von ca. 60%. Das heisst, von den 20.000 mg könnten ohnehin nur 12.000mg extrahiert werden. Realistischerweise “passen” aber nur 10 g Blüten in deine Butter, also 2.000 mg THC, von denen 1.200 mg tatsächlich im Endprodukt landen.
Die restlichen 90 g Blüten sind damit quasi verschenkt. Von deinen theoretisch verfügbaren 20.000 mg rettest du grade mal 6%.
Lecithin – ja oder nein?
Nur bei öligen Extrakten ist Lecithin sinnvoll. Es erhöht die Bioverfügbarkeit und verbessert die Emulsion in Rezepten. 2 g auf 100 ml Öl reichen völlig. Für Glycerin und Alkohol brauchst du kein Lecithin.
📚 Weiterführend:
Unser Video zum Thema Infusion
Kapitel 5, 6, 7 im kostenlosen Ebook Edibles selbst gemacht.
Unser Dosierungsrechner hilft dir bei den Mengen – aber Verstand schlägt Formel ;)