Cannabis & Bewusstsein: Was das High wirklich ist – Im Gespräch mit Dr. Sebastián Marincolo

Foto: ©Sebastián Marincolo

Was passiert eigentlich, wenn wir „high“ sind? Und warum wird dieser Zustand in der deutschen Debatte oft missverstanden – als wäre er lediglich ein Nebeneffekt oder gar ein Risiko?

In dieser Mit Was Drin Podcastfolge spreche ich mit dem Philosophen, Bewusstseinsforscher und Autor Dr. Sebastián Marincolo, der sich seit über 20 Jahren mit der Wirkung von Cannabis auf unsere Wahrnehmung und unser Bewusstsein beschäftigt.

Gemeinsam werfen wir einen neuen, differenzierten Blick auf das High – jenseits von Klischees, Schwarz-Weiß-Debatten und plakativer Angstkommunikation.

Das High ist kein Zufallsprodukt – es ist ein bewusster Zustand

Sebastián beschreibt das High als multidimensionalen Bewusstseinszustand, der durch THC-haltiges Cannabis ausgelöst wird. Dabei geht es nicht nur um Euphorie oder Entspannung.

„Das High wird immer wieder unterschätzt. [...] Es ist ein multidimensionaler Zustand. Viele denken nur: happy, ein bisschen dazed and confused – aber das ist längst nicht alles.“ – Dr. Sebastián Marincolo

Cannabis kann laut Marincolo:

  • die Aufmerksamkeit fokussieren

  • das episodische Gedächtnis aktivieren

  • die Imagination fördern

  • die Mustererkennung verfeinern

  • und sogar Empathie stärken

Psychoaktiv heißt nicht gleich problematisch

„Psychoaktiv“ ist nicht gleich gefährlich – das ist ein wichtiger Punkt, den Sebastián klarmacht:

„Ein Kaffee ist psychoaktiv. Ein Aspirin ist psychoaktiv. CBD ist psychoaktiv. [...] Es geht nur darum: Es wirkt auf die Psyche.“

Das heißt: Auch THC ist psychoaktiv – aber eben nicht „nur“ psychoaktiv im Sinne von berauschend, sondern auch bewusstseinserweiternd.

Erinnerung, Kreativität und empathisches Verstehen

Besonders faszinierend ist der Zusammenhang zwischen Cannabis und Erinnerung:

„Im High kann es passieren, dass du auf einmal sagst: Mensch, jetzt erinnere ich mich. Dann kommen die ganzen Details an die Erinnerungen hoch und du erlebst sie wieder neu.“

Auch das Thema Empathie wird vertieft – mit bewegenden Beispielen:

„Ein Junge, stark autistisch, hat seiner Oma zum ersten Mal die Hausschuhe hingestellt, damit sie reinschlüpfen kann. Das war ein Verhalten, das die Eltern nie zuvor gesehen haben.“

Cannabis als Katalysator für Achtsamkeit

Ich erzähle im Gespräch, wie ich durch einen leichten Konsum plötzlich merke, dass ich Durst habe, meine Hose unbequem ist oder das Chaos in der Küche mich stresst – eine klassische Cannabis-erzeugte Achtsamkeit.

Sebastián ergänzt:

„Ein High kann dich in deinen Körper zurückbringen. [...] Du spürst den Durst, den du vorher ignoriert hast. Du merkst plötzlich: Wasser ist Leben.“

Er verweist auf die Verbindung von Cannabis mit alten Achtsamkeitstechniken, z. B. im Buddhismus:

„Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen diesen Substanzen und der Entwicklung von Achtsamkeits- und Meditationstechniken.“

Tools & Übungen: Wie man das High besser erleben kann

In seinem Buch Die Kunst des Highs stellt Sebastián praktische Tools vor, die helfen, die Wirkung bewusster wahrzunehmen. Zum Beispiel:

  • Hochwertige Lebensmittel mit allen Sinnen wahrnehmen

  • Den Geruch von Cannabisblüten analysieren (Terpene bewusst wahrnehmen)

  • „Highdeas“ notieren – Gedankenblitze festhalten

„Du musst nicht den ganzen Gedanken aufschreiben. Nur ein Satz. Drei Worte reichen oft. Du wirst dich später daran erinnern.“

Synergien statt Simplifizierung: Der Entourage-Effekt

Anstatt vom „Entourage“-Effekt zu sprechen, plädiert Sebastián für eine präzisere Beschreibung:

„Ich spreche lieber von einem synergistischen Effekt. Denn die Terpene und anderen Stoffe modulieren das High ganz konkret.“

Beispiel: Das Terpen Limonen in Kombination mit THC kann einen angstlösenden Effekt haben. Aber: Die Wirkung ist immer individuell, abhängig von Dosis, Sorte, Person und Situation.

Cannabis ist individuell – und das ist gut so

Das ist auch unser Ansatz bei Mit Was Drin: Es gibt keine Pauschallösung. Jede*r reagiert anders. Deshalb setzen wir auf Aufklärung, z. B. mit unserem Dosierungsrechner und dem kostenlosen E-Book zur sicheren Edibles-Herstellung.

„Cannabis ist ein Werkzeug. Und wie bei jedem Werkzeug muss man wissen, wie man es benutzt.“ – Dr. Sebastián Marincolo

Fazit: Missbrauch oder bewusster Gebrauch – es liegt an uns

Cannabis kann ein Werkzeug für Heilung, Kreativität und Selbstverbindung sein – oder ein Fluchtmittel. Die Wirkung hängt von Dosis, Haltung, Intention und Kontext ab.

„Es geht bei allem – auch bei Cannabis – darum: Missbrauch oder Gebrauch. Das ist die entscheidende Unterscheidung.“ – Dr. Sebastián Marincolo

Bücher & Blog von Sebastián Marincolo findest du hier: www.sebastianmarincolo.de

🎧 Die ganze Podcastfolge findest du auf Youtube, Spotify, Apple Podcasts & Co.

Zurück
Zurück

Was ist Decarboxylierung – und warum ist sie so wichtig für deine Edibles?

Weiter
Weiter

Eine Ode an Edibles - 5 gute Gründe